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Polen und mehr - Leinen los

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Leinen los

Die Startbedingungen am 25. Mai sind nicht die schlechtesten: Ein paar Wolken am Flensburger Himmel, drei Windstärken aus Nordost und drei hochmotivierte Jungs im besten Alter. Carsten kennt die CHINTA, unsere Bavaria 33, bereits ganz gut von einem Schweden-Törn, hat aber am wenigsten Zeit dabei. Nach etwa einer Woche wird er schon wieder abmustern. Mal schauen, wie weit wir kommen. Rolf freut sich total auf zwei erlebnisreiche Wochen auf dem Wasser, da er schon eine halbe Ewigkeit keine schwankenden Planken mehr unter den Füßen hatte. Im Übrigen zeigen seine familiären Wurzeln nach Pommern. Mal schauen, wie er in den polnischen Häfen begrüßt wird. Und der Skipper? Ich freue mich auf eine schöne Zeit mit den Jungs und auf einen noch schöneren Sommer mit meinen Mädels und natürlich meiner CHINTA sowie auf viele neue Eindrücke in einem spannenden Land.

schleimuende giftbude wegweiserMit der CHINTA führe ich nunmehr seit zwölf Jahren eine gute Beziehung. Meist verstehen wir uns gut. Für ihr Alter hat sie sich ganz ordentlich gehalten. Erst vor kurzem habe ich ihr ein neues Segelkleid spendiert. Die Strecke bis Swinemünde kennt sie bereits und bis zum Kleinen Belt macht sie heute mal wieder fast alles von selbst. So oft, wie sie schon da war. Die Giftbude in Schleimünde zieht sie magisch an – aber auch uns. Unser erster gemeinsamer Abend – es gibt viel zu erzählen.

Ein deftiges Herrenfrühstück gibt uns Kraft und Energie für einen langen Segeltag. Den Rest besorgt der Wind – und unsere CHINTA. In Gedser angekommen, steht „Plaaten in de Pann“ auf dem Speiseplan. Seeluft macht hungrig! Am Abend des nächsten Tages stehen weitere 70 Meilen im Logbuch. Die Fahrt über die stark frequentierte Kadetrinne mit Kurs auf die Ansteuerungstonne vor Hiddensee, verläuft nicht ohne Probleme. Etwa eine Stunde nach dem Ablegen macht sich hartnäckiger Seenebel breit und sorgt für stark eingeschränkte Sichtverhältnisse. Nur mit Hilfe des Automatischen Identifications Systems (AIS) erkennen wir die Schiffsbewegungen auf der viel befahrenen Wasserstraße auf dem Display des Plotters. Es ist sehr anstrengend, sind ständig auf Standby. Ein Traditionssegler begegnet uns auf unserem Kurs. Und so plötzlich, wie er vor uns aufgetaucht ist, verschwindet er wieder achteraus im Nebelschleier. Auf Kanal 16 ist heute mehr los, als an anderen Tagen. Erst drei Meilen vor Hiddensee weicht die graue Brühe und die Konturen der Insel werden freigesetzt. Die Anspannung fällt von uns. Unter blauem Himmel ziehen wir nun zügig mit passendem Wind durchs enge Fahrwasser, an Barhöft vorbei, bis nach Stralsund. Zu dieser Jahreszeit bieten die Häfen noch ausreichend Liegeplätze. So macht Ankommen Spaß und die Anstrengungen des Tages sind schnell verflogen. Meine Bettlektüre des Flensburger Krimiautoren H. D. Neumann „Nebel über der Küste“ geht mir an diesem Abend ganz besonders unter die Haut.

Trotz der vorherrschenden Ostwindlage können wir nach Passieren der Rügen-Brücke wieder die Segel hissen. Hart am Wind erreichen wir durch das gut betonnte Fahrwasser den aufgewühlten Greifswalder Bodden. Bei stark zunehmenden Böen streichen wir schließlich die Segel und motoren die letzten drei Meilen zum geschützten Hafen von Tiessow. Ein gut gelaunter, gesprächiger Hafenmeister reicht uns beim Einchecken ein Flens. „Ist im Preis mit drin – hol ich mir alles wieder“, meint er mit einem Augenzwinkern. Da denn plop und „Prost“.

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