Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam, möchte man meinen. Die Erstere war als Gemahlin Wilhelms II. die letzte deutsche Kaiserin und Königin von Preußen und die letztgenannte war als Kinderromanfigur von Astrid Lindgren die Kindheitsheldin vieler heutiger Erwachsener und ist es nach wie vor für heutige Kinder. Also keine wirkliche Gemeinsamkeit, könnte man weiter der Ansicht sein.
Und doch, betrachtet man es wie auf dem Bild einmal genauer und vielleicht aus einer anderen Perspektive, haben Auguste und Pippi seit dem 26.01.2016 einen gewichtigen Punkt gemeinsam. Auf dem friesichen Berg wurde 1886 eine damalige Mädchenschule und heutiges Gymnasium nach Auguste Viktoria (AVS) benannt und in der Segler-Vereinigung Flensburg e.V. (SVF) in Fahrensodde trägt eine Opti-Jugendsegeljolle den Namen der manchmal frechen und immer pfiffigen Romanheldin. Und da sitzen dann plötzlich alle in einem Boot: Die Schülerinnen und Schüler des AVS Gymnasiums und die Kinder der SVF Jugendabteilung haben ab sofort eines gemeinsam - das Segeln.
Foto: (c) Marcus Dewanger
Am 26.01.2016 unterzeichneten die beiden Vorsitzenden der SVF, Dr. Marcus Ott und Torben Wulff zusammen mit dem Schulleiter der AVS, OStD Dr. Markus Eckert einen Kooperationsvertrag, der für beide Partner umfassende Vorteile bietet. In der Kooperation geht es darum, dass die AVS beginnend ab dem Schuljahr 2016/17 regelmäßig in den 5. und 6. Schuljahrgängen sog. Segel-Klassen anbietet, die als eine anerkannte Unterrichtseinheit, neben den klassischen Fächern wie Mathematik, Deutsch oder Englisch, auch Segeln anbietet. Dazu werden die Schülerinnen und Schüler, die sich für die Teilnahme an einer solchen Segel-Klasse entscheiden, vollwertige Jugendmitglieder der Jugendabteilung in der Segler-Vereinigung und erhalten dort zweimal in der Woche einen umfassenden Segelunterricht, wie er in bewährter Form seit Jahrzehnten von den Jugendwarten und Übunsgleitern der SVF schon unzähigen Jugendlichen zuteil geworden ist. Mindestens zwei Jahre lang können die Mädchen und Jungen der Orientierungsstufe der AVS somit das Segeln erlernen, die Materie Wasser erfahren und die Handgriffe, die zur Führung eines Segelbootes grundlegend sind, ausprobieren. Sie werden dabei immer zu zwölft in einer kleinen Lerngruppe von je einem Übungsleiter der SVF und einer segelerfahrenen Lehrkraft der AVS betreut und angeleitet.
"Segeln erweitert den Horizont nicht nur in der Natur, sondern auch in der Persönlichkeit", weiß Ott aus den Erfahrungen der Jugendarbeit in seinem Verein zu berichten. Mit dem Projekt erhofft er sich, dass noch mehr Kinder und Jugendliche in Flensburg die Chance bekommen, die Förde nicht nur vom Ufer aus zu betrachten, sondern tatsächlich zu er- und befahren. Für Eckert spielt es dabei eine wichtige Rolle seinen Schülerinnen und Schülern ein interessantes und reichhaltiges Lehrangebot machen zu können. "Wir haben schon verschiedene Spezialisierungen in unserem Angebot, z.B. der bilinguale Unterricht, die Streicher oder Akrobatikklasse", hebt er hervor und unterstreicht, dass diese sog. Profile nun mit einer Segel-Klasse eine bisher in Flensburg nicht bekannte Ergänzung finden. Wulff, zweiter Vorsitzender der SVF und selbst Lehrer, weiß wovon er spricht, wenn er feststellt: "Kinder lernen durch das Segeln auch für das Leben. Sie gewinnen durch gemeinsame Freude und Erfahrungen im Segelteam Selbstbewusstsein und soziale Fähigkeiten und fördern damit auch die Entwicklung der Persönlichkeit." Und da die SVF mit ihren Vereinsbooten sogar Angebote für (noch) nicht segelnde Erwachsene macht, erhoffen sich die beiden Vorsitzenden über dieses gute Projekt vielleicht sogar ganze Segelfamilien als neue Mitglieder.
Entstanden ist die Idee in den Köpfen von Jochen Waldschmidt, Jugendwart der SVF und Lehrer a.D., sowie Fionn Erdmann, aktiver Lehrer an der AVS, Mitglied in der SVF und selbst begeisterter Segler. Für beide entstand die Idee nicht zufällig, denn durch gleiche Ausbildung und gemeinsames Hobby getrieben war eine Zusammenführung von Schule und Segeln quasi ein Muss, das nur noch ausgefeilt werden musste.
Welches Angebot die AVS ihren Schülerinnen und Schülern damit macht und wie die Ausbildung dann in der SVF stattfindet, findet man im Detail in der Profibeschreibung des Gymnasiums. Der Bericht aus dem Flensburger Tageblatt vom 27.01.2016 ergänzt um weitere Informationen.