Baltic Offshore Nations Cup 2000 in Greifswald (13. –19.8.)
Die Teilnahme der La Sinjale
Eigentlich wollten wir ja gewinnen, naja ... ok, zumindest vorne mitmischen. Die Erwartungen mit denen man bei dieser Veranstaltung teilnahmen waren vielleicht etwas hochgesteckt, aber warum sollte man sonst teilnehmen? Was schließlich zählt ist der Gewinn an Erfahrung, es fehlt eben nur die Erfahrung des Gewinnens (Dabei sein ist eben doch nur fast alles). Aber gelernt haben wir in den Tagen während des BON – Cups viel: nicht nur was das Regattasegeln anbelangt sondern auch was einem die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung kostet und wie viel sie den Offiziellen des deutschen Segelsports wert ist.
Der BONC ist konzipiert als eine Alternativ - Veranstaltung zum Commodores – Cup , der nicht mehr nach IMS-Vermessung, sondern nach der neuen IMR gesegelt werden sollte. Eine Vermessung, in der die weit verbreiteten IMS-Yachten weitgehend chancenlos wären. Organisiert wurde die Veranstaltung primär durch das Yachtzentrum Greifswald, ausrichtender Verein war der Greifswalder Yacht-Club.
Aber ich erzähle lieber der Reihe nach: Die La Sinjale, die brandneue Grand Soleil 34.1 unseres Vereinskameraden Jochen Waldschmidt, hat bei den Ausscheidungen während der Flensburger Frühjahrswoche punktgleich mit Dirk Manno auf Anhieb die Qualifikation in der Tasche gehabt. Eine Leistung die sehr motiviert. Drei Flensburger Schiffe sollten im August nach Greifswald und Bestandteil der zwei deutschen Teams neben dem Team Greifswald werden. Team „Germany Red" bestand aus Mummerth & Partner, Elena, Sailtron (Dirk Manno). „Germany Green" war vertreten durch Testa Nera, Auf ex! (Christoph Barth) und uns mit der La Sinjale. Das „Team Greifswald" stellten Rubin, Schini und Stalker.
In der folgenden Zeit formierten sich die ausländischen Teams mit je drei Booten pro Team, aus Dänemark, zwei Teams aus den Niederlanden und zwei finnische Teams. Die Italiener mußten leider nach dem mysteriösen Verschwinden zweier ihrer Boote die Teilnahme absagen.
Für mich begann der BONC bereits am 10.August, als ich in Greifswald das Schiff meiner Eltern verließ. Während die Ihren Urlaub fortsetzten war meiner zu Ende. Denn jetzt hieß es nach kurzer telefonischer Rücksprache mit Jochen das Boot (Jochens Bruder hatte es bereits überführt) aus dem Wasser zu holen um das U-Schiff zu schleifen. Aber auch ein zweiter Anruf konnte nicht klären ob die Maskierungen an der Scheuerleiste die Position des Saildrives zeigten oder die Gurtposition. Um kein Risiko einzugehen wurde das Slippen vertagt, bis Jochen persönlich anwesend war. Ich widmete mich daraufhin den Aufbau der Zelte, die uns freundlicher Weise vom Regenbogen-Camp gestellt wurden.
Beim ersten der großen Vier-Personen-Zelte half mir noch meine Freundin Silja, die leider kurz darauf schon den Zug nach Flensburg nehmen mußte. Aber trotzdem: Danke für Deine Hilfe, auch im Namen der Crew, sonst wären die Zelte bestimmt nicht beide fertig geworden!
Am Abend traf Jochen mit Dirk Manno ein. Der folgende Tag begann mit Slippen. Die La Sinjale hatte einen großen Teil ihres Unterwasseranstrichs eingebüßt, so daß Jochen und ich uns entschlossen die restliche Farbe auch zu entfernen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit einer Naß-Schleif-Orgie in Einweg-Arbeitsanzügen für 8DM das Stück. Spät Abends traf der Rest der Crew ein. Das waren: Dirk Berger, Vorschiffsmann (um Verwechslungen mit unserem Taktiker zu vermeiden „Dirk Vorschiff" genannt), Dirk Becker unser Taktiker, Frank Marquardt und Wolfgang Köhler die mit mir zusammen die Postionen der Trimmer wahrnahmen.
Am folgenden Tag wurden die Arbeiten fortgesetzt: Insbesondere an unserem Sorgenkind dem Ruder. Die Zeit saß uns im Nacken, wenn wir das Boot noch am selben Tag ins Wasser haben wollten. Die Arbeit an Land erwies sich nicht nur als anstrengend, sondern wie sich später herausstellte auch als außerordentlich kostspielig. Doch am 13. konnten wir endlich nach Anschlagen der Regatta – Garderobe an den Tune-up-races teilnehmen. Der Abend verlief feuchtfröhlich an Bord von Dirk Beckers OE, was unserem armen Jochen die Stimme kostete und er sich die folgenden Tage nur noch im Flüsterton unterhalten konnte.
14. August, das erste Rennen wurde gestartet. Der Wind wehte mit angenehmen 12-15kn, optimal. Nach gutem Start konnten wir auf dem ca. 12sm langen Up’nd Down-Kurs einen zufriedenstellenden 4. Platz halten. Der sogar im Nachhinein zum dritten wurde, da die Holländer 1% Zeitstrafe erhielten, aufgrund eines Verstoßes gegen die Vermessung.
Das zweite Rennen endete mit einem 4.Platz, den wir uns aber versauten durch einen Regelverstoß gegen ein Klasse 2 Boot. Wir hatten uns eigentlich schon wieder mit der finnischen Crew mittels einer Flasche Wein versöhnt, dennoch wurden sie von ihren Teamkollegen aus unserer Klasse unter Druck gesetzt doch zu protestieren. Damit wurde unser 4. Platz zu einem üblen DQ. Entsprechend die Reaktion unserer Teamkollegen, die schon ein wenig an Arroganz grenzten.
Dieser Fehler drückte zumindest unterschwellig doch auf die Motivation, was uns sicher in den folgenden Rennen wertvolle Sekunden gekostet hat.
15./16. August: Die Langstrecke stand an. Für unsere Klasse BONC 3, gleichzusetzen mit IMS3, hieß das eine Strecke von etwas mehr als 100sm raus aus dem Greifswalder Bodden, Kurs Nord zu einer Tonne südlich Schwedens, Kurs Süd zur Tonne vor Arkona, von da aus zum Ziel vorm Südperd, also kurz vorm Eingang zum Greifswalder Bodden. Der Wind erwies sich als schwach und tückisch. Auf der Strecke zwischen Saßnitz und Arkona schlief der Wind schließlich ganz ein. Und hier entschied sich für uns auch schon das Rennen. Unsere Annahme, daß der angesagte SW-Wind sich auch von dort durchsetzen würde erwies sich als grundfalsch. Er setzte sich „natürlich" von Osten durch und „natürlich" nur bei den anderen, bis zu uns kam er nicht, dabei lagen wir vielleicht nur eine viertel Meile westlicher als der Rest des Feldes. Ist ja nicht schlimm wenn es noch 100sm zu segeln gilt, da kann noch viel passieren. Das einzige was passierte war, daß der SW uns einen schönen Straßenbahn - Kurs hoch nach Schweden bescherte. Da lacht das Fahrtensegler – Herz aber die taktischen Möglichkeiten waren gleich Null. Der Kurs zum Ziel war nicht wesentlich besser. Im Greifswalder Bodden kam, um Murphy vollständig gerecht zu werden, herrlicher Wind von 14 und mehr Knoten auf, die Segel blieben trotzdem eingepackt. Auch wenn es keiner wirklich zugeben wollte, der Frust war groß.
Wir waren wenigstens noch am späten Nachmittag im Hafen, was man von der Klasse BONC2 nicht behaupten konnte. BONC 1 und 2 hatten noch Bornholm an Backbord zulassen auf ihren Weg zur schwedischen Südküste. Die schwachen Winde sorgten dafür, daß einige Boote erst spät in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Greifswald erreichten.
Für Donnerstag den 17. August waren 2 „Up’ and Downer" angesetzt. Die erste Wettfahrt wurde bei schönem Wind um die 10kn gestartet, doch dieser schlief bald ein. Für BONC 2 und drei wurde die Bahn verkürzt. BONC 2 konnte das Ziel passieren, Für BONC 1 und 3 wurde das Rennen abgebrochen. Die Reaktionen darauf waren allgemein nicht sehr positiv. Ein wütendes „Bullshit!!!" war mehrmals auf der Funke zu vernehmen. Auch für uns bestanden gute Chancen unsere Position zu verbessern. Denn wir gehörten zu den wenigen im Feld, die noch ein ganz kleines Bißchen Fahrt machten. Ein zweites Rennen wurde an diesem Tag nicht mehr gestartet. Das hieß für BONC 1 und 3, daß zumindest ein Rennen am folgenden Tag nachgeholt werden mußte.
Am diesem Abend erfolgte Manöverkritik in Klartext, es gab keinen Streit, aber es war dringend nötig daß wir uns darüber klar wurden was falsch lief. Wir stellten fest, daß unsere Manöver meistens zu spät eingeleitet wurden, daß es häufig noch etwas zu langsam ging. Wir sprachen durch wie wir sie verbessern könnten und kamen auch zu Ergebnissen. Die Manöver liefen fortan auch besser.