Heimweh?
Vrangö ist ein Traum. Und dennoch ziehen wir weiter. Macht sich etwa Heimweh breit? Oder ist es unsere zuverlässige und treue CHINTA, die nun den Kurs bestimmt. Ein Pferd weiß ja schließlich auch, aus welchem Stall es kommt. Wie auch immer. Noch sind wir in Schweden. Nach einem herrlichen Segeltag machen wir 40 Meilen weiter südlich, in Varberg, fest.
Zur Abwechslung liegen wir nach langer Zeit mal wieder in einer ganz normalen Box. Also, Vorleinen durch die Ringe am Steg und die Achterleinen um die vorhandenen Heckpfähle geschlungen. Folgende Alternativen fanden wir in den vergangenen Monaten vor:
- Längsseits am Steg, im Päckchen oder wo auch immer
- Bug am Steg, Heck- oder Mittelklampe an seitlichem Y-Steg
- Bug am Steg, achtern Mooringtonne (mit ein oder zwei Leinen)
- Bug am Steg, achtern Heckanker (oder umgekehrt)
- Bug am Fels, Baum oder sonst wo, achtern Anker
- Frei an Mooringtonne
- Frei Ankern
Im aktuellen „Gästehamn Guiden“ ist neben den Serviceeinrichtungen und der Hafengröße auch die Art des Festmachens (Förtöjning) aufgeführt.
Für Varberg haben wir nochmal zwei Tage Genießermodus programmiert. Hafen und Stadt bieten dafür alle Voraussetzungen. Den Kühlschrank füllen wir noch mal auf, bevor es hinaus aufs Kattegat geht. Nur ungern lassen wir hier die supernette Hafenmeisterin zurück. Noch bevor die erste Fähre ablegt, gehen wir raus. Groß und Gennaker sollen für nötigen Vortrieb sorgen. Aber Pustekuchen, dem schönen Nordnordost geht schon bald die Puste aus. Nun haben wir schon die freie See vor uns und müssen auf unseren Jockel zurückgreifen.
Erst kurz vor Anholt erhellt sich meine Laune, als ich dieses einmalig klare, türkisfarbene Wasser sehe. Bei der Badequalität gibts kein zurück mehr. Jetzt nur noch aufmerksam die weit vorgelagerte Untiefe überqueren und dann mal schauen, was auf Anholt los ist. Einige Boote liegen bereits längsseits. Ein Zeichen, dass die Hauptsaison, in dem meist prall gefüllten Hafen, vorbei ist. Selten habe ich Anholt so ganz ohne Wind erlebt. Der Fußmarsch über die Insel treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Danach natürlich noch mal rein ins kühle Nass. Auf Anholt trifft man immer Bekannte. So auch diesmal.
Vorbei am großen Windpark, führt unser Kurs zunächst nach Greenå. Nicht nur die Windräder drehen sich, auch wir freuen uns über den frischen Ostwind. Die nächsten Tage können wir ebenfalls auf beständigen Wind zurückgreifen. Die Route Richtung Heimat führt über Maarup auf Samsö, Bogense, Middelfart und Assens auf Fünen.
Der letzte Halt schließlich, bei Erik in Sonderborg, in vertrauter Atmosphäre. Dann eine vertraute Stimme am Telefon. Bei unserem Hafenmeister, daheim, erkundige ich mich nach einem freien Liegeplatz für die verbleibende Nachsaison. Ein Segelevent der Klassikerboote sorgt in Sonderborgs Stadthafen für Volksfeststimmung. Beste Stimmung auch bei uns. Gute Freunde überraschen uns mit Blumenkränzen zum Empfang.
Auf der letzten Etappe nach Flensburg ärgert uns dann noch mal der Wind. Das heißt, der ist gar nicht erst gekommen. Es bleibt bei zwei kurzen Intervallen unter Segel. Bei der ehrwürdigen alten Dame, der „Schwiegermutter“, stoßen wir auf unseren gelungenen Segeltörn 2016 an. Trotz Göta-Kanal deutet nichts auf Scheidung hin! Auf der Innenförde ist bei dem schönen Wetter mal wieder viel Betrieb – auch ohne Wind. Zur Begrüßung können sich die Flensburger Farben am Fahnenmast, bei der Flaute, nicht recht entfalten. Wo sie doch so schön sind, Blau und Gelb – wie in Schweden.
Neben den Farben fehlte uns auch sonst nichts, die ganze Zeit - ganz im Gegenteil. Man braucht so wenig – und hat doch so viel! Dennoch freuen wir uns nun wieder auf unser zuhause. Dort, wo unsere Wurzeln sind. Der Einstieg in das normale Landleben erfordert nach der Rückkehr dann wieder eine längere Eingewöhnung:
Was ist denn das für ein Urwald rund ums Haus?
Wohin mit den überschüssigen Quadratmetern?
Wieso schaukelt das Bett?
Was soll der schwarze Kasten in der Stube?
Wir werden es noch herausfinden.
Man, ist es laut hier!
Segeln mit Herz......
.... Danke!
Auf einen Blick
Boot: Bavaria 33, Baujahr 2006
Schärentauglich; mit Bugspriet und Heckanker
Skipper: Fidi
1. Offizier: Angelika
Crew (zeitw.): Carsten, Klaus, Ingrid, Inga, Britta, Christiane
Zeit: 13.5.2016 – 27.8.2016
Dauer: 108 Tage
Strecke: 2.170 Seemeilen (FdW)
Auf „See“: an 84 Tagen;
370 Stunden, davon 202 Stunden motort (55%)
„See“-Wetter: 74 Tage mit Sonne
14 Tage mit Regen
4 Tage mit Starkwind (über 22 Knoten)
13 Tage mit Schwachwind (unter 5 Knoten)
Brücken: 80
Schleusen: 66
Häfen u. ä.: 88
Literatur: Törnführer Schweden, Gerti und Harm Clausen
Törnführer Vänersee, s. o.
Ankerbuchten Ostschären, Dr. Wido und Beate Parczyk
Gästhamns Guiden 2016
Stockholm, Marco Polo-Verlag
Schweden der Süden, Dumont-Verlag
Bootsferien in Skandinavien, Pietsch-Verlag
Nautik: Papier-Seekarten für alle Reviere einschl. Göta-Kanal
Elektronische Seekarte für Plotter, Garmin - Blue Card
Elektronische Seekarte für iPad, s. o.
Internet/App: Windfinder, klart.se, DMI, DWD
Göta-Kanal-App u. a.
Versorgung: Lebensmittel in allen Orten;
nicht auf kleinen naturbelassenen Schären
Diesel in vielen Häfen
Camping-Gas nur ganz selten (Kälte-Problem);
in Nynäshamn, Marieholm, Stockholm, Göteborg
EntsEntsorgung: Absaugvorrichtung in vielen Häfen
und einigen Ankerbuchten (!)
... Danke!
Die schönsten Häfen – Unsere persönliche Top-10
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