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Schöne Tage im Limfjord

Mit dem Rund-Skagen-Kurs schließt sich der Kreis. Waren wir doch 2005 von Tönning kommend über die Nordsee in den Fjord gesegelt. Diesmal ist Struer unser erster Anlaufpunkt im Limfjord. Die Vorboten des für den nächsten Tag angekündigten Sturms treiben uns in den Venö-Sund, das Vorsegel reicht völlig aus. Freundliche hilfsbereite Stegnachbarn empfangen uns und gleich gibt es einen Plausch. „Wir sind Millionäre und kommen von Rügen!“ „Na – is ja doll …!?“ „ Zeitmillionäre“ wie sie anschließend betonen. Auch das oder gerade das ist beneidenswert. Der Havnemester ist bei seinem abendlichen Rundgang ebenfalls sehr redselig und so erfahren wir interessante Dinge über Land und Leute. U. a., dass Struer von den 37 Häfen am Limfjord den größten und –natürlich - schönsten Lystbadehavn hat. Wir konnten und wollten nicht widersprechen. Und so ließ es sich dort gut zwei Tage abwettern. Außerdem stand der Crewwechsel an.

 

Nach einer finalen Abschieds-Empfangs-Delikatesse aus dem Meer geht es mit der CHINTA bei angenehmem Rückenwind weiter durch die engen Windungen des schönen Fjords. Auf dem Weg nach Glyngöre – bekannt aus dem Fischregal im Supermarkt – empfangen wir eine Suchmeldung der MIRIAM. Einige Stunden später sitzen wir mit unseren lieben Stegnachbarn von der SVF im Cockpit und genießen den Sonnenuntergang und einen guten Tropfen. Ein ausgiebiger Spaziergang führt uns am nächsten Morgen zu einem erhabenen Anwesen, hoch oben im Wald über dem Limfjord.

 

Vorbei an Fur und Livö geht es weiter zur Muschelstadt Lögster. Unsere Anlaufziele bilden diesmal eine fast direkte Linie von West nach Ost. Die abgelegenen Buchten mit ihren idyllischen Häfen hatten wir bereits fünf Jahre zuvor im Visier. Und wieder ist es schön, der Laune der Natur zu folgen. Der Ursprung geht bis in die Eiszeit zurück. Die Verbindung zwischen Nord- und Ostsee gibt es jedoch erst seit 1825. Eine schwere Sturmflut durchbrach den schmalen Landrücken im Westen. Der hohe Salzgehalt hatte enorme ökologische Folgen, insbesondere für die Fischerei. Doch die dann einsetzende Frachtschifffahrt brachte den Menschen wieder Arbeit. Im Haus des Kanalvogts in Lögstör ist die Geschichte des Limfjords sehr anschaulich dokumentiert. Unweit vom Hafen, der sich hier in die Wassergabelung einschmiegt und von Muschelbergen am Strand eingesäumt ist. Wirklich einzigartig und schön. So hat jeder Hafen seinen ganz besonderen eigentümlichen Reiz.

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Der vorherrschende Westwind bleibt uns treu. Und so können wir auch im engen Fahrwasser mit Segelantrieb unser nächstes Etappenziel ansteuern. In Gjöl erkunden wir das Hinterland mit seinem Wildreservat per Rad. Dort befindet sich eines der größten Vogelrastplätze Dänemarks. Von einer Anhöhe haben wir einen wunderschönen Rundumblick. Außerdem lauschen wir den Ausführungen eines Naturkundlers, der gerade eine Besuchergruppe herumführt. Gjöl soll angeblich, so die Geschichte, eine Hochburg für Trolle sein. Uns laufen jedoch nur Schafe über den Weg.

 

Über die schmale flache Hafenausfahrt gelangen wir schließlich wieder in die Fahrrinne. Bis nach Aalborg, der drittgrößten Stadt Dänemarks, ist es nur ein Katzensprung. Große Banner weisen unübersehbar auf ein unlängst veranstaltetes Seglertreffen hin: The Tall Ships Races 2010. War das nicht vor zehn Jahren in Flensburg? Genau! Der Veranstaltungsort wechselt von Jahr zu Jahr, es ist für jede Stadt eine Ehre den Zuschlag zu erhalten. Aalborg ist bunt und von Gegensätzen geprägt. Schon im großen Sportboothafen treffen Welten aufeinander. Auf der einen Seite ist der Hafen eingerahmt von unzähligen kleinen beschaulichen rot-weiß gestrichenen Hytten - eben typisch dänisch. Die andere Flanke: eine große schwarze Wand, jedenfalls ist dies mein Eindruck der neu-dänischen Architektur. Diese quadratische aneinandergereihte Kastenbauweise im nordisch-kühlen (?) schwarzen Look scheint sich quer durchs Land wie ein Virus zu verbreiten. Zu oft haben wir sie schon gesehen – schade für das hyggelige Old Danmark.

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In der bunten quirligen Innenstadt pulsiert das Leben. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den vielen Geschäften, Kneipen und Restaurants grenzt der Schlossgarten an. Die Kunsthalle und der Vestre-Badehavn mit dem Marinemuseum sind ebenso attraktive Ziele, wie die kleine vorgelagerte Insel Egholm. Natürlich sind auch die großen „Aalborger“-Tanks nicht zu übersehen. Falls ein kleines Fläschchen des über die Grenzen bekannten Aquavits reicht, muss man nicht extra nach Aalborg fahren. Das findet man in jedem gut sortierten Supermarkt, gleich neben dem „Glyngöre“. Und wenn die Shopping-Meile das Portemonnaie zu sehr strapaziert, kein Problem. Ganz in der Nähe ist die Trabrennbahn – und dann nur noch auf das richtige Pferd setzen!

 

Dieses Großstadtleben war doch gar nicht unser Ziel, wollten wir nicht nach Laesö?! Für die Kanalfahrt bis zum westlichen Ausgang des Limfjords, nach Hals, sind unsere 30 Pferde, tief unten im Schiffsrumpf, zuständig. Denn der Wind hat vorübergehend seinen Dienst quittiert. Auffallend wenig deutsche Boote begegnen uns während der ganzen Woche im Limfjord. Nun heißt es wieder „Hochseesegeln“ und der Wind hat sich besonnen, uns Vortrieb zu gewähren. Einen kleinen Schlenker machen wir dann noch über Frederikshavn, denn es hat sich Besuch angesagt. Gerne nehmen wir Britta und Hauke für ein paar Tage mit auf die Insel. Ja, das war der nicht ganz direkte Weg nach Laesö. Nicht immer ist der schnellste Weg der beste und schon gar nicht der schönste. Eine Woche Bummeln haben wir uns nun verdient.

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