Verrücktes Jahr
Nach sieben Wochen auf der CHINTA und 750 Seemeilen im Kielwasser mögen wir gar nicht so abrupt nach Hause. Obwohl wir uns auf unsere heimatliche Scholle freuen, bleiben wir noch ein paar Stunden an Bord. Essen etwas, trinken noch was, packen die restlichen Lebensmittel und die schmutzige Wäsche ein. Dabei gehen mir viele Gedanken durch den Kopf.
Die besonderen Umstände in diesem Jahr... Wir beide können uns glücklich schätzen, denn sonderlich leiden mussten wir wegen Corona bislang nicht. Weder anfangs zu Hause, noch bei unserem Segeltörn. Wohlwissend, dass es viele Menschen gibt, die so ganz unvorbereitet und schuldlos in eine Notlage geraten sind. Von den Erkrankten ganz abzusehen.
Verstand, Respekt und Einsicht waren und sind auch weiterhin die Grundlage für unser Handeln in dieser schwierigen Zeit. Während unseres Törns haben sich zumindest in Deutschland die Vorzeichen zum Positiven gewendet. Diverse Lockerungen in unserer Gesellschaft wurden so wieder schrittweise ermöglicht. Doch die nächste Welle ist noch nicht überstanden. So liegt es an uns Menschen, an jedem Einzelnen, die Größe und Wucht bzw. das Ausmaß zu beeinflussen. Ob sie nur dahin plätschert oder sich gar zum Tsunami entwickelt. Denn einen wirkungsvollen Impfstoff gibt es nicht – noch nicht.
Es bleibt die Hoffnung, dass 2021 Wirtschaft und Gesellschaft wieder sicheres Fahrwasser erreichen, dass Fußball-EM und Olympische Spiele wieder Nationen verbinden, dass Konzerte große Hallen füllen, dass eine Normalität zurückkehrt und wir wieder ungetrübte Freude – eben Spaß am Leben haben. Noch ist mein Zweckoptimismus mit Skepsis durchsetzt. Umso mehr freue ich mich schon heute auf eine „ganz normale“ Segelsaison. Ob der Himmel dann ein blaues Kleid trägt und mit Kondensstreifen durchzogen ist, ist gar nicht so wichtig.
Friedrich Thordsen, August 2020
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Buchtipp: Der Segelvirus
Wie war es „als Gast“ an Bord der CHINTA in den Gewässern von Meck-Pomm und Dänemark – hat es dir gefallen?
Weitere Törns in unserem schönen Heimatrevier und anderen tollen Regionen der Ostsee kannst du hautnah miterleben. Schonungslos – mit so manchen Niederlagen, aber auch großartigen Momenten. Die Weite des Meeres – aber auch die Nähe zu Land und Leuten – brutzeln, werkeln, fachsimpeln – einfach nur chillen, der Sonnenuntergang bei einem Glas Wein ...all das führt zum Segelvirus.
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