Mit reichlich Rückenwind durch die Kadetrinne
Beim Ablegen in Flensburg fordert Petrus gleich zu Beginn unseres Törn unser Ölzeug heraus. Der Wind reicht gerade so zum Segeln, doch schon bald setzt sich die Sonne durch. Die richtige Einstimmung auf unser neues 10-Meter-Quartier der nächsten Wochen. Im Kleinen Belt war dann Schluss mit lustig. Der Wind hatte inzwischen ordentlich aufgefrischt und unsere Pläne einer schönen lauschigen Nachtfahrt platzten wie Seifenblasen. So liefen wir am späten Abend Bagenkop an. Früh morgens ging es weiter mit Kurs auf Gedser. Auf der Höhe von Rödby waren schon die ersten Bauaktivitäten der Fehmarn-Belt-Brücke zu sehen, vielleicht wurden auch nur Bodenproben entnommen. Eine weitere Baustelle passierten wir bei Rödsand. Im gigantischen Windpark wachsen weitere Betonfundamente aus dem Wasser. Die Windenergie ist auf dem Vormarsch. Eine Fähre „schiebt“ uns schließlich durch das enge Fahrwasser zu unserem nächsten Etappenziel.
Die Nacht an der Südspitze Falsters ist laut. Der Wind hat weiter zugelegt und pfeift sein Lied an den Masten im Hafen. Hier und da klappert ein Fall. Meine Musikrichtig ist es nicht! Ein müder Blick auf die Windanzeige am nächsten Morgen verheißt nichts Gutes. SW 7, die Bettdecke wandert sogleich wieder über den Kopf. So setzen wir erst gegen Mittag unsere Reise fort. Der erforderliche Vorsegelwechsel gelingt uns nur mit viel Mühe. Eine Segellatte verabschiedet sich auf Nimmerwiedersehen. Die ersten vier Meilen müssen wir bei zwei Meter Welle voll gegenan. Mir ist etwas mulmig. Doch unsere 30 Pferde leisten zuverlässig ihren Dienst. Dann endlich rollen wir die hochgeschnittene Fock aus und nehmen mit 85 Grad Kurs auf Rügen. Wir schließen vorsorglich das Schott zum Salon, die Lifebelts sind eingeklickt, das Groß bleibt vorerst arbeitslos. Mit 8 SM/Std. sind wir schon bald auf gemeinsamen Kurs mit den dicken Pötten. Wir überqueren die Seewasserstraße und halten in der berühmtberüchtigten Kadetrinne , die jährlich von 60.000 Schiffen durchfahren wird, reichlich Sicherheitsabstand zur Großschifffahrt. Gelegentlich geht der Speedometer in den zweistelligen Bereich, es macht Spaß! Ein kurzes Versteuern wird stets mit einer Salzwasserdusche bestraft. Siggi und ich lösen uns bei dem anstrengenden Ritt stündlich ab. An Steuerbord zeichnet sich der Dornbusch von Hiddensee immer deutlicher ab. Schon bald nehmen wir Kap Arkona ins Visier. Für die letzten 15 Meilen kommt auch das Groß zum Einsatz. Mit angenehmen 3-4 Windstärken laufen wir am Abend Glowe, am Ende der wunderschönen Tromper Wiek, an. Der Einlaufsherry findet dankbare Abnehmer.
Rügen gefällt uns, wir legen einen Hafentag ein. Doch faulenzen ist nicht. Wir packen die Bordräder aus und inspizieren das nach Norden verlaufende schmale bewaldete Landstück, die Schaabe. So erreichen wir auf dem Landweg über Juliusruh den nächsten Hafen Breede mit einem reizvollen Blick auf den Jasmunder Bodden. Für den Abend steht Störtebecker auf dem Plan. Doch die wenigen Restkarten auf den hinteren Bänken halten uns davon ab. So decken wir uns kurzfristig beim nächsten Supermarkt mit reichlich frischen Zutaten für eine Fischsuppe ein. Und die ist Siggi dann auch so richtig gut gelungen, Kompliment! Nur eines hatten wir nicht bedacht, wir sind nur zwei und nicht sechs Personen. Doch wir wachsen mit der Aufgabe …